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Ein Schauglas- Warum?
Natürlich kann man so eine Aktion nicht als
unbedingt notwendig bezeichnen. Bei mir war
es einfach so, daß ich mehrmals liegen geblieben
bin aufgrund von Dieselmangel. Die
Reserve funzte an meinem Moped von Anfang
an leider nicht.
Darum mußte ich meist auf dem Seitenstreifen
der Bundesstraße die Diesel auf die linke
Fußraste legen und hoffen, daß noch ein paar
Tröpflein rüberschwappen um zur Arbeit zu
kommen. Mit der Zeit ist der Spaßfaktor daran
halt gegen Null geschrumpft. Rechtzeitiges
Tanken wäre hier natürlich angebracht
gewesen, durch die Kurzstrecken jedoch die
ich meist fahre, verliert man aber leicht den
überblick über die Tankerei.
Das dauernde öffnen des Tankdeckels war mir
schon zu doof. Es gibt auch Tankdeckel mit
Füllstandsanzeige, die sind aber meistens auch
nicht so genau.
Für mich kam da eigentlich nur eine "kultige"
Lösung in Frage:
Ein Schauglas muß da rein.
Zuerst ging es zum Hydraulikfritzen um zu
sehen, was der da anzubieten hat. Dort bin ich
dann auch fündig geworden und habe mir ein
robustes Schauglas mit stabilem Alurand (falls
mich doch mal einer mit seinem 30Tonner
überrollt - Hauptsache der Sprit bleibt drin)
erworben.
Das Ding hat zur Montage ein Außengewinde
R1 ¼..
Also ein Ring mit Außendurchmesser 60mm
und Innengewinde R1 ¼. auf der
Drehmaschine gedreht. Danach habe ich nach
Festlegung der Lage des Glases ein Loch mit
Durchmesser 60mm an der Stelle des Tankes
angebracht.
Bei meiner Aktion kommt erschwerend hinzu,
daß ich eine 325 Räucher-Diesel Modell Cargo
fahre - oder soll ich sagen schraube? Letzteres
trifft wohl eher zu. Hier ist der Anschluß des
Sprithahnes, bedingt durch den "Hasenkäfig",
weiter vorne.
In die originale öffnung, in die der Hahn eingeschraubt
wird, (mit Gewinde R1/4.) habe
ich mir einen Stopfen gedreht und eingeklebt.
An der Stelle, wo der Anschluß für den
Sprithahn (jetzt mit Gewinde M16x1) sitzt,
habe ich ein passendes Drehteil eingeschweisst.
An der Stelle, wo die Leckleitung der Einspritzdüse
angeschraubt wird (hier seltsamerweise
kein Zoll-Gewinde sondern ein
M12x1), habe ich einen Sprithahn einer Vespa
Ciao angeschraubt. Dieser hat den richtigen
Gewindeanschluß und vor allem ein langes
Röhrchen das in den Tank ragt und somit die
optimale Entlüftung der Anlage gewährleistet.
Hier sitzt original eine überwurfmutter mit
M12x1 und ein Plastikröhrchen, das dann in
den Tank geht. Wenn dieser Anschluß
allerdings mal abbrechen sollte, läuft der
ganze Tank unaufhaltsam leer. Daher habe ich
mich für den Sprithahn entschieden.
Die hintere Halterung des Tankes habe ich ca.
3cm weiter nach unten gesetzt (Tank ist
hinten also 3cm höher), da ich so mehr Platz
zum abnehmen des Ventildeckels bei
Wartungen usw. habe.
Nachdem alle Anschlüsse angeschweißt bzw.
verschlossen waren, kam die Dichtheitskontrolle,
die der ganzen Aktion einen herben
Rückschlag versetzen sollte.
In meiner bisherigen Tätigkeit als Motorrad-,
Auto-, Schlepper- und Unimogschrauber habe
ich schon mehrere Tanks erfolgreich
geschweißt und abgedrückt, aber noch nie
'nen Mopedtank. Also, Tank mit Wasser gefüllt
(wenn schon ein passender Anschluß für den
Wasserhahn vorhanden ist), und das ganze
mit dem Druck der Wasserversorgung (so um
die 3 bar) abgedrückt. Und jetzt begann das
Elend: mit prüfendem Blick beobachtete ich
meine Schweißnähte - alles dicht, zumindest
die ersten 5 Sekunden. Auf einmal schoß
überall Wasser raus - nur an den Schweiß-
nähten, die ich gemacht hatte, nicht (ist zwar
Eigenlob, aber stimmt halt).
Um das Elend festzuhalten, habe ich ein paar
Bilder geknipst. Leider ist der Schaden darauf
nicht so gut zu erkennen - ich hätte wohl
besser meinen Gesichtsausdruck festhalten
sollen, da hätte man den Schock besser sehen
können.
Die Oberseite des Tanks war entlang der
Längsachse komplett eingedrückt, die Unterseite,
also dort wo der Rahmen normalerweise
durchläuft, um 5cm breiter als normal.
Später stellte sich heraus, daß der ganze Tank
in sich verzogen war - Totalschaden sozusagen,
der Druck war offensichtlich etwas zu
hoch.
Da ich mir aber schon so viel Arbeit damit
gemacht hatte, mußte ich das Ding retten. Ich
habe mir also auf der Tankoberseite entlang
der Längsachse Scheiben senkrecht angepunktet
und mit dem Stiftzieher dieses ultradünne Blech
(was'n Scheiß) wieder rausgezogen.
Stellenweise mußte ich so stark schlagen
(ziehen), daß das Blech um den Schweißpunkt
herum rausgerissen ist. Also alle entstandenen
Löcher und gerissenen Schweißnähte wieder
verschlossen und verschliffen.
So, nun mußte die Optik wieder hergestellt
werden.
Hierzu brauchte ich für den ganzen Tank fast
2 Stangen Zinn. Mit dem stellte ich dann die
gewünschte Form (Optik) wieder her. Nun
war ich endlich wieder so weit wie vor der
"Dichtigkeitsprüfung".
Jetzt aber machte ich mir einen Adapter, der
anstelle des Tankdeckels angeschraubt wurde.
Ich prüfte diesesmal nur mit einem bar Druck
(Luft). Als nach 3 Tagen immer noch derselbe
Druck im Tank herrschte, konnte ich davon
ausgehen, daß das Ding endlich dicht war.
Also ging es weiter mit der Tankversiegelung.
Diese ist eine kautschukartige Beschichtung
für das Tankinnere. Hierzu wird der Tank
zuerst mit 60°C warmem Entfetter vollständig
gefüllt und ca. 30 min. stehen gelassen.
Danach gründlich gespühlt, mit warmem
Entroster gefüllt und wieder ca. 30 min.
stehen gelassen. Danach wurde er wieder
gespühlt, gründlich getrocknet und mit der 2-
Komponenten-Versiegelung versiegelt.
Ja, so langsam verging mir jetzt die Lust an
der Sache, denn mit solchen Hindernissen
hatte ich natürlich nicht gerechnet. Also
mußte ich jetzt so langsam fertig werden.
Zum Finish benutzte ich einen flexiblen 2K-Spachtel,
der die verbliebenen Unebenheiten
nach dem Verzinnen beseitigte.
Nach dem 2K-Spachtel sprühte ich noch eine
Schicht Spritzspachtel drauf. Nicht zu
empfehlen ist der von mir verwendete Spritzspachtel
von "Auto K". Normalerweise nehme
ich den von der Firma "Presto" - der ist um
Welten besser und verdient auch den Namen
Spritzspachtel.
Nach dem Feinschliff rückte das Ende endlich
näher, und ich kam zum Grundieren, Füllern
und Lackieren. Nach den üblichen Mückenattacken
(Immer wenn ich lackiere, kommen
diese Scheißviecher und setzen sich auf die
frisch lackierte Fläche-KOTZ), war nach dem
Lackieren das Projekt endlich vollendet.
Zum Schluß habe ich mir noch Aufkleber
machen lassen.
Jetzt endlich dürfte die Geschichte ihren endgültigen
Abschluß gefunden haben.
Die ganze Sache hat mich natürlich bei meinen
anderen Projekten zeitlich zurückgeworfen,
da ich täglich max. 2 Std. für solche
Aktionen Zeit habe.
Ich werde jetzt die nächste Zeit das ganze
einem Praxistest unterziehen und bei irgendwelchen
nötigen Veränderungen natürlich
berichten.
Eigentlich dürfte ich nur nebenbei arbeiten
gehen, damit ich "daheim" vorwärts komme.
Meine Frau sagt immer "Wer keine Arbeit hat,
der macht sich welche. Irgendwann werden
die Kinder fragen: wer ist denn der Onkel, der
abends immer bei uns schläft."
Was macht man nicht alles für sein Moped..
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